Karibikinsel Grenada – Liming im Garten Eden

Pure Grenada - das Gewürz der KaribikEntspannt abhängen oder volle Action - auf Grenada geht beides ©Grenada Tourism Authority

Die kleine Gewürzinsel Grenada bestätigt alle Karibik-Klischees aufs Schönste: Herrliche Sandstrände werden hier von einem dichten Regenwald gekrönt, der mit Kraterseen und rauschenden Wasserfällen durchzogen ist, und überall trifft man auf gut gelaunte Menschen.

Halleluja! Du schwebst im Himmel. Meditierst zehn Stunden lang. Und Schwupps, bist du im Paradies. Keine Angst! Das sind keine religiösen Wahnvorstellungen von mir. Nein, das ist einfach der Wahnsinn schlechthin, wenn du dich eben noch im nasskalten Hamburger Herbstwetter zum Flughafen gequält hast und dann auf diesem sattgrünen Tropeneiland landest. Inmitten eines Ozeans, der so klar und schillernd ist wie Millionen von Smaragden und so warm wie frisch eingelassenes Badewannenwasser. Kann es noch schöner kommen? Aber sicher. Wenn dich die Einheimischen ohne Umschweife in ihren Kreis aufnehmen und du vom örtlichen Hash House Harrier Club zu einem irrwitzigen Insellauf eingeladen wirst – zusammen mit einer internationalen Horde verrückter Auswanderer, Yachties und Studenten.

Red Ginger Flower im Grand Etang Nationalpark

Tropische Pracht: Red Ginger Flower im Grand Etang Nationalpark ©Regina Fischer-Cohen

Hiking mit den Hash House Harriern

»Alle bereit? Okay… ON! ON!« Kaum haben wir das Eintrittsgeld für den Grand Etang Nationalpark bezahlt, hallt die Stimme des Hash Masters wie ein Donnerschlag über den mächtigen Baumwipfeln hinweg. Schon verrückt – der Koffer in meiner Hotelsuite ist noch nicht mal  ansatzweise ausgepackt, und hier stehe ich inmitten einer wildfremden Meute und stürme mit ihr los. Es ist Samstag. 15 Uhr 30. Hash time auf Grenada. Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei diesem Event werden weder Joints verteilt, noch werden wir im Regenwald nach Blättern zum Kiffen suchen.

Grand Etang Nationalpark

Paradiesische Tropennatur ©Regina Fischer-Cohen

Wer hier antritt, ist ein Säufer mit einem Laufproblem. So jedenfalls lautet die offizielle, nicht ganz ernst gemeinte Definition der verschworenen Hash Gemeinschaft, die erwachsene Menschen auf der ganzen Welt zu fröhlich-anarchischen Schnitzeljagden antreibt. Ehemalige Kolonialoffiziere und Auswanderer haben das Spiel, das stets mit einem Umtrunk endet, 1938 in Kuala Lumpur erfunden. Und ausgerechnet die Grenadier, die fürs tiefentspannte Liming – sprich: Nichtstun – bekannt sind, haben daraus einen wahren Kult gemacht. Beim Anblick der abenteuerlichen Insellandschaft erklärt sich allerdings, warum.

Pure Grenada - Schnitzeljagd im Grand Etang Nationalpark

ON, ON!!! Mit den Hash House Harriern beim Insellauf auf Grenada ©Regina Fischer-Cohen

ON, ON! – im Grand Etang Nationalpark

Was für ein Spaß!  Aber nichts für Weicheier, wie sich auf dem heutigen Trail am Mount Qua Qua schnell zeigt. Nur um‘s mal zu erwähnen: Die Spitze des überwucherten Vulkanmassivs ist 723 Meter hoch. Und die Fährte führt uns über extreme Steilhänge rauf und runter. Alles total schön, und sicher wär‘s halb so wild, wenn der warme karibische Regen den nährstoffreichen Lehmboden nicht dermaßen aufgeweicht hätte. So aber stolpern wir ständig über ausgewaschene Baumwurzeln und schmieren an jeder Böschung ab wie Öl auf Salat. Selbst die wuchernden Schlingpflanzen bieten kaum Halt. Fast mechanisch hangle ich mich voran und halte unbewusst den Atem an, wenn es wieder einmal über umgestürzte Bäume und Felsen balancierend durch ein rauschendes Flussbett geht.

Das Video von „bplantegenest“ zeigt eine Hash von 2012 im Grand Etang Nationalpark

Bei so viel Konzentration aufs Muskelspiel wird es meinem Verstand irgendwann zu dumm. Festplattenfehler! Gedankenverbindung fährt runter.  Ups…, doch genau in diesem Moment spüre ich, wie der Rhythmus meines Körpers eins wird mit der Natur. Wie cool ist das jetzt! Statt mich weiter mühsam durch den zähen, knöcheltiefen Schlamm quälen zu müssen, scheine ich nun darüber hinweg zu schweben. Ein sensationelles Gefühl, und trotzdem bin ich heilfroh, als zum Ende der Tour die rauschenden Kaskaden der Seven-Sister-Falls aus dem Dschungelgrün hervortauchen.  Juchzend sind die ersten Ankömmlinge bereits im darunterliegenden Pool am Plantschen. Klar, dass auch ich keine Sekunde zögere und mich sofort ins kühle Nass stürze. WOW! Einfach genial, wie das nach der Anstrengung erfrischt.

Pure Grenada

Ein erfrischendes Bad erwartet den Wanderer auf nahezu jeder Inseltour ©Grenada Tourism Authority

Grenada – das Leben ist eine Party

Wummernde Soca Beats, eiskaltes Carib-Bier und auf den Grills leckere Jerk Chicken, so zeichnet sich für den Grenadier ein perfekter Lime Spot aus. Wenn es einen Song gibt, der das hiesige Lebensgefühl am besten beschreibt, dann ist es ‚HAPPY‘ von Pharrell Williams. Versteht sich, dass die Feier nach der Hash hier zum wichtigsten Zeremonienteil gehört. Für den deutschen Auswanderer Johannes Althapp heißt es jetzt aber erstmal: »Down-Down!« Die Hash-Regeln sind streng und die Strafen bei Regelverstößen, na ja…

Chocolate Cocoa Hash

Enjoy Jack and Lili tell their experience hashing for the first time during our Chocolate Cocoa Hash #grenadachocolatefest2018

Gepostet von Grenada Chocolate Fest am Montag, 14. Mai 2018

Unter dem Gejohle seiner Mitstreiter muss the ‚big blond German‘ vor den Hash-Master treten, der ihm einen alten Nachttopf überreicht. Der sogenannte ‚Dotty Potty‘ ist randvoll mit warmen Bier gefüllt, das Johannes zur Erheiterung der Umstehenden jetzt auf ex austrinken muss. Sein Kumpel, Hotelier Arnold Hopkin, hat ihn verpfiffen, weil er vorhin beim Ausrutschen am Hang versehentlich einen jungen Baum rausgerissen hat. Das gilt als grober Verstoß. Da hilft es Johannes auch nicht, dass er als Österreichischer Honorarkonsul auf Grenada tätig ist und dazu noch als erfolgreicher Reiseveranstalter Urlaubsträume in der ganzen Karibik erfüllt.

Das Leben ist eine große Party ©Grenada Tourism Authority

Nachhaltigkeit im Garten Eden

»Strafe muss sein«, feixt Arnold, wobei der Schutz der Natur den Einwohnern wirklich am Herzen liegt. Man lebt hier in einem wahren Garten Eden, der alle ernährt. Seit Hurrikan Ivan die Insel 2004 nahezu komplett verwüstet hat, weiß man jedoch, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Gerade in Arnolds Familie werden Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr ernst genommen. Mit seinem »Blue Horizons Garden Resort«, das sich über dem Grand Anse Beach im Südwesten der Insel in einem Tropengarten verliert, hat Arnold sich der Ökologie und Nachhaltigkeit verschrieben.

Traumhotels auf Grenada

Das Blue Horizons Garden Resort liegt in einem wunderschönen Tropengarten ©Grenada Tourism Authority

Nur wenige Schritte entfernt, versteckt unter Palmen am Strand, liegt das 5-Sterne-Resort seines ältesten Bruders Sir Royston. Ein Luxus-Imperium, das Weltklasse hat. Behutsam aufgebaut auf der Gastfreundschaft von Mutter Audrey, die in den 50/60-iger Jahren im Privathaus der Familie die ersten Gäste der Insel beherbergt hat. »Mehr Tourismus, ja. Aber nicht auf Kosten unserer Natur.« Nach diesem Prinzip hat Sir Royston Grenadas Tourismusindustrie über Jahrzehnte angeführt. Eine Rundtour um die Insel zeigt, dass dieser Mann, der für sein Engagement von der britischen Queen zum Sir geadelt wurde, keine hohlen Worte spricht.

Luxus Resort auf Grenada: Spice Island Beach Resort

Luxus pur: Das Spice Island Beach Resort liegt am Traumstrand Grand Anse ©Grenada Tourism Authority.jpg

Partystimmung auch in der Kirche

»Halleluja!«, brüllt Judy Borris tags darauf ins Mikrofon. »Halleluja!« Und damit lässt die alte Lady die vollbesetzte Grand Anse Baptist Church am Sonntagmorgen rocken, wie wir es allenfalls von Karneval und Silvesterpartys kennen. Die Frage, ob man als Fremder einfach so beim Sonntagsgottesdienst in die Kirche reinschauen darf, erübrigt sich, nachdem ein paar der Gemeindemitglieder mich zur Begrüßung herzlich umarmt haben.

Partystimmung im Goteshaus

Rockröhre Judy Borris (links) – mit ihr wird im Gottesdienst gleich die Post abgeh´n ©Regina Fischer-Cohen

»Was heißt überhaupt Fremder?«, grient Angelus, ein Fischer aus der Region, der gestern bei der Hash dabei war. Während er auf der Bank für mich zur Seite rückt, preist Rockröhre Judy lautstark den Herrn für seine großzügigen Gaben. Und Angelus stimmt selig mit ein, obwohl sein Einkommen mehr als mager ist. »Gott schenkt uns Nahrung am Wegrand und im Meer. Da reichen mir ein paar Dollars, um das Leben zu feiern«, hatte er auf der gestrigen Party augenzwinkernd erklärt. Und kaum, dass der Gottesdienst beendet ist, eilt er mit seinen Kumpels auch schon zum nächsten Liming Spot.

Fluch der Karibik bringt Grenada Segen

Carriacou - das Inselparadies für Aussteiger

Party am Strand – da sind auch die Kleinen ganz groß ©Grenada Tourism Authority

Höchste Zeit für einen Rum-Punch, finde auch ich. Schließlich passt sich ein guter Gast den Landessitten an. Also, volle Fahrt voraus zum Sonntagsbrunch im Aquarium Restaurant. Barbecue mit Livemusik und Tanz – das hat am schneeweißen Strand von Point Salines längst Tradition und gilt als Grenadas wichtigste Nachrichtenbörse. Skipper Nobby, der für Johannes Althapps Karibikreisen rund um die Grenadinen tourt, ist heute auch wieder da.

Trauminseln der Karibik

Inselhüpfen rund um Grenada – ein Muss! ©Grenada Tourism Authority

»Der ‚Fluch der Karibik‘ war ein wahrer Segen fürs Geschäft«, gesteht er ein paar Touristen, die sich interessiert um ihn gescharrt haben. »Hat Johnny Depp während der Dreharbeiten tatsächlich im ‚Bigsand Hotel‘ auf Union Island gewohnt?« will jemand wissen. »Alle Hauptdarsteller!«, trumpft Nobby auf. Schließlich war er mit seiner Yacht die ganze Zeit vor Ort, als die Szenen für Hollywoods Piraten-Kultfilm auf den Tobago Cays und auf Petit Tabac gedreht wurden.

Trauminseln der Karibilk

Goldener Sand mit ein paar Palmen im türkisschillernden Meer – Inseltraum Sandy Island ©Grenada Tourism Authority

»Und dann sind da noch Sandy und Palm Island, Mayreau, Bequia, Mustique … Das ist Südsee-Feeling pur – auch ohne Piraten!«, schwärmt Nobby und bringt damit alle zum Träumen. Kann man Grenada wirklich verlassen, ohne diese Inselwelt gesehen zu haben? »Sieben Tage und wir beide heften uns an die Spuren von Captain Jack Sparrow«, schäkert Nobby spitzbübisch mit mir. Ja, wenn das so ist …

Trauminseln der Karibik

Mit der Segelyacht in den Sonnenuntergang hinein – schöner geht´s nicht ©Grenada Tourism Authority

Hier geht es zu meiner Grenada – HauptReportage

Tipps für die Reiseapotheke

Hier kannst du dein karibisches Urlaubsziel auf Google Maps betrachten

Ich danke dem Grenada Board of Tourism für die freundliche Unterstützung bei dieser reise. INFO:  www.grenadagrenadines.com  –  Tel.: 0611 – 26 76720  
Die Reportage wurde in ähnlicher Form im Traveller Magazin Reise & Preise veröffentlicht

Hash-House-Harrier – wie alles begann  In dem unterhaltsamen Film von Peter M. Jones erzählen HHH-Mitbegründer Cecil H. Lee und John Duncton sowie der Sohn des eigentlichen Gründervaters ‚G‘ Gispert  von den Anfängen. Mit diversen Mitschnitten vermittelt der  Film  das herrlich-verrückte Feeling vor, währen und nach einer Hash.

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