Tierische Charakterköpfe – Bisons der kanadischen Prärie

Bison Riding Mountain Nationalpark

Interessierter Bison im Riding Mountain Nationalpark

Don’t get out of your vehicle! Das ist die Regel Nummer 1, wenn man im kanadischen Riding Mountain Nationalpark auf Bisons trifft. Nicht aussteigen. Das hatte ich gelesen, verstanden – und dann ignoriert, als es soweit war.

Es fing ja auch ganz harmlos an. Am späten Nachmittag fuhr ich tiefer in den Park hinein, zur Lake Audy Bison Range. Ein eingezäunter Teil des Nationalparks, den eine Herde von ca. 40 wilden Bisons durchstreift. Wirklich freilebende Bisons gibt es in Nordamerika kaum noch. Die meisten von ihnen leben in Schutzgebieten wie dem Riding Mountain Nationalpark in Manitoba. Dabei ist es ein Wunder, dass es überhaupt noch welche gibt.

Die europäischen Siedler kannten mit den imposanten Tieren kein Mitleid. Sie wurden gnadenlos abgeschlachtet. Von einst über 30 Millionen Bisons waren in Nordamerika nach nur zwei Jahrzehnten kaum tausend Tiere übrig. Ein Massaker. Die Beteiligten wurden als Helden gefeiert. Zu William Cody, der sich rühmte, er hätte so viele Bisons getötet wie kein anderer Mensch, heißt es auch heute noch auf Wikipedia: „Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Übernamen Buffalo Bill“.

Einem Umdenken in letzter Minute ist es zu verdanken, dass hier im Park Bisons umherstreifen können. Theoretisch zumindest, denn es war nichts von ihnen zu sehen. Ich tat mir selbst gegenüber ganz tapfer („ist eben kein Zoo“). Doch ganz hinten links nagte die Enttäuschung. Es nützte nichts, ich kehrte um. Fuhr zurück in ein kleines Wäldchen hinein – und sah plötzlich etwas Dunkles am Rand stehen. Nicht allzu groß – ein Schwarzbär? Mit dem Auto noch ein Stückchen weitergerollt, dann war es klar: ein halbstarker Bison. Natürlich mit dem Kopf in die andere Richtung.

Bison im Riding Mountain Nationalpark

Erste Sichtung – noch ganz unspektakulär

Schnell machte ich ein Foto durch die Frontscheibe, fuhr vorbei und hielt einige Meter weiter wieder an. Kurz die Lage gecheckt, nichts weiter gesehen und ausgestiegen. Kaum stand ich da so neben meinem Auto, hörte ich sie in den Büschen schnauben und schnaufen. Der Halbstarke war natürlich nicht alleine. Und schon war ich irgendwie mittendrin, statt nur dabei. Später habe ich dann gedacht: „Bist du denn verrückt geworden?“ Äh, ehrlich gesagt, ich war’s schon vorher ein bisschen.

Bisons im Riding Mountain Nationalpark

Bison-Familie beim Abendessen

Diese Bisons sind wirklich äußerst beeindruckend. Männchen können bis zu 4 Meter lang und 900 Kilogramm schwer werden. Eine zeitlang habe ich mich noch neben meinem Auto rumgedrückt. Als dann jedoch eines von diesen Männchen nicht nur an der Straße erschien, sondern auch in meine Richtung kam, zog ich es doch vor, im Inneren zu verschwinden. Und die ganze Herde kam mir dann auch verdammt nah.

Bisons im Riding Mountain Nationalpark

Respekteinflößend – der König der Prärie

Bison im Riding Mountain Nationalpark

Keine Berührungsängste bei den Bisons

Bisons im Riding Mountain Nationalpark

Genussvoll kauen in der Abendsonne

Im Banff Nationalpark in der Provinz Alberta geht man übrigens einen Schritt weiter. Hier wird eine Bisonherde ausgewildert. Sie wurde im letzten Februar in ein abgelegenes Tal gebracht, wo sie sich zunächst in einem großen Gehege eingewöhnen kann. Im Juni 2018 soll es dann soweit sein: die Zäune werden fallen. Dann sind die Bisons frei und müssen alleine klarkommen. Bei einem der Videos auf Youtube zu dieser bevorstehenden Auswilderung steht in einem Kommentar: „I probably won’t be able to see them, but just knowing they will be there is fantastic!“

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