Alleine reisen als Frau – Tipps und Gedanken

Chile Kleiner SüdenMuss immer sein - Fotos mit Selbstauslöser. Nicht immer die besten, aber für mich zählt die Erinnerung - und der Spaß dabei

Ihr denkt darüber nach, mal alleine auf Tour zu gehen? Dann habe ich hier für euch einige Tipps, Tricks und Gedanken zum Alleinreisen, die euch bei eurer Entscheidung vielleicht helfen können.

Es gab mal eine Zeit, zu der ich es mir überhaupt nicht vorstellen konnte, alleine zu reisen. Nicht, weil ich Angst hatte. Es war eher der Gedanke, alleine zu sein – was sollte ich dann denn machen? Mein Start ins Solo-Reisen war nicht ganz freiwillig. Ich beschreibe es mal so: Jemand in meinem direkten Umfeld hatte sich, äh, neu orientiert und da stand ich dann erstmal alleine mit meinem Reisefieber. Zuhause bleiben kam nicht in Frage, also was tun?

Losziehen. Denn die Reiseerfahrung war ja da. Und ich hatte zu der Zeit, mit Mitte 30, gerade alleine ein Volunteering in Costa Rica gemacht, bin dabei mit meinem Rucksack erst von Nationalpark zu Nationalpark und dann noch ein bisschen durchs Land gereist. Und das hatte alles super geklappt.

Inzwischen bin ich ein Fan des Alleinreisens. Ich liebe die Unabhängigkeit und, ja, auch die Herausforderung. Und hier kommt die gute Nachricht: es ist nie zu spät, damit anzufangen. Also Mädels (und Jungs) – raus in die Welt!

1. Alleine aber nicht einsam

Das wichtigste beim Alleinreisen ist: man muss mit sich selbst klarkommen. „Ich brauche niemanden!“ oder „Ich bin mir selbst genug!“ sind hier keine trotzigen Aussagen, sondern die Voraussetzung für eine rundum gelungene Reise. Anfangs kann es ungewohnt sein, sich mit niemandem abzustimmen, mit niemandem die Eindrücke und Erlebnisse teilen zu können. Obwohl: eigentlich stimmt das so gar nicht. Denn du teilst alles mit dir selbst – und erlebst vieles intensiver. Ich habe das Gefühl, alleine mit viel offeneren Augen durch die Welt zu reisen.

Doch es gibt auch für mich eine Sache, die ich nie so richtig gerne mache: abends alleine im Restaurant essen. Das ist die einzige Situation, in der ich mir manchmal etwas verloren vorkomme. Zu allen anderen Tageszeiten ist es überhaupt kein Problem. So ganz bin ich noch nicht dahintergekommen, woran das liegt. Doch ich habe für mich ein paar Lösungen gefunden:

  1. Reisetagebuch dabei haben – dann kann ich reinschreiben oder drin lesen und habe was zu tun
  2. Restaurant mit toller Lage und/oder Aussicht wählen – dort kann ich dann ganz offiziell die Seele baumeln lassen
  3. Wenn 1. und 2. mal nicht in Frage kommen: irgendwo schnell einen Happen essen und dann lieber noch ein bisschen rumbummeln

Mittagsimbiss alleine – sowieso kein Problem, aber hier stimmte auch noch die tolle Lage…

2. Extrovertiert sein ist kein Muss – Offenheit dagegen schon

Natürlich reise ich nicht als Eremitin umher. Um alleine auf Reisen zu gehen, musst du aber nicht  besonders extrovertiert sein. Ich bin selbst ziemlich „norddeutsch“, das heisst, anfangs eher etwas ruhig und zurückhaltend. Ich verschaffe mir gerne erst einmal einen Überblick. Das Kunststück ist, dabei trotzdem offen gegenüber anderen zu bleiben. Und dieses auch auszustrahlen. Hier mal ein Lächeln, dort ein Hallo, auf einem Ausflug anderen das eigene Fernglas anbieten, in der Unterkunft fragen, ob man sich dazusetzen darf und schon können sich nette Gespräche entwickeln. Oder auch mal eine Verabredung zum Abendessen.

Die schlage ich aber auch schon mal aus: in Argentinien habe ich mir mal mit einem italienischen Pärchen das Taxi geteilt, um zu einer Seelöwenkolonie zu fahren. Sie war von Anfang an recht übellaunig, er eigentlich ein netter Typ. Ich habe mich dann so weit es ging ferngehalten. Doch irgendwann wollte sie gar nicht mehr aussteigen und so sind wir zu zweit zum nächsten Aussichtspunkt, haben dabei ein bisschen gequatscht. Später traf ich ihn zufällig am Strand wieder (ich spazierend, er joggend) und es kam die Frage, ob wir nicht zu Dritt abends essen gehen wollen. Tja, da habe ich dann (unter einem Vorwand) lieber dankend abgelehnt.

Was ich damit sagen will: 1. immer schön auf das Bauchgefühl hören und 2. ist es manchmal auch viel besser, abends alleine zu essen.

Grasslands Nationalpark Sasketchewan

Nochmal Selbstauslöser – happy im Grasslands Nationalpark in Sasketchewan

3. Das liebe Selbstbewusstsein

Das mit dem Selbstbewusstsein ist ja schon im Alltag oft genug so eine Sache. Mal ist es ganz präsent, dann will man am liebsten gar nicht gesehen werden oder sich hinter anderen verstecken. Das funktioniert beim Alleinreisen natürlich überhaupt nicht. Da stehst du immer an vorderster Front, ohne Netz und doppelten Boden. Und meine Erfahrung ist: als alleinreisende Frau fällst du eigentlich überall auf.

Doch das ist kein Nachteil. Die Menschen sind überwiegend interessiert, auch mal neugierig und oft hilfsbereit. Manchmal passieren auch lustige Dinge: auf meinem Roadtrip durch Kanada war an einer Tankstelle der Mann an der Kasse so beeindruckt, dass er mir eine Flasche Ginger Ale für die Weiterfahrt spendiert hat.

Du musst vor den anderen also keine Angst haben. Die denken nämlich meistens nicht: och, die (der) Arme, hat keinen zum Verreisen. Sondern: Wow! Und du musst auch nicht alles perfekt im Griff haben. In anderen Ländern „funktionieren“ manche Dinge anders als bei uns. Das kann man nicht immer vorher wissen. Da hilft dann fragen. Und manchmal stellt man sich auch einfach ein bisschen blöd an. Dann hilft Humor.

Ich wurde mal zu einem Running Gag, weil ich es mir in einem Café bei Kaffee und Kuchen gut gehen ließ, während mein Portemonnaie es sich in meinem Hotelzimmer gemütlich gemacht hatte. Das fiel mir dann beim Bezahlen auf. Also gebeichtet, angeboten, meinen Pass dazulassen (no es necessario) und los, mein Portemonnaie holen. Schon wieder da?, fragte mich der Hotelchef. Von meinem Dilemma erzählt und dann nahm die Geschichte ihren Lauf.

Am nächsten Morgen ging es zu einem ganztägigen Ausflug mit Whalewatching. Irgendwann hieß es dann, wir bräuchten unsere Ausweise. Meiner war natürlich wieder im Hotelzimmer. Unser gutmütiger Guide (sah aus wie der Weihnachtsmann höchstpersönlich) fing schallend an zu lachen, denn mein Ruf eilte mir voraus: „Gestern ohne Portemonnaie ins Café, heute ohne Ausweis auf den Ausflug. Bist du sicher, dass du wirklich alleine unterwegs bist und nicht deine Begleitung einfach irgendwo vergessen hast?“

4. Sanfter Einstieg

Alleinsein kann man üben. Muss man vielleicht auch, wenn man es nicht wirklich gewohnt ist. Gleiches gilt auch für das alleine Reisen. Und das ist ganz einfach. Starte mit Tagesausflügen. Entscheide dich ganz bewusst dafür, irgendwo mal allein hinzufahren. Mach eine Radtour, geh wandern, am Strand spazieren oder fahre in das nächste sehenswerte Städtchen. Setze dich in ein Café und halte das Alleinsein aus. Lass das Smartphone im Rucksack. Genieße die Umgebung, hänge deinen Gedanken nach, beobachte das Treiben. Sei mit dir unterwegs.

Hat gut geklappt? Dann kommt Stufe Zwei, der Wochenendtrip. Das sollte vielleicht nicht gerade ein Wellnessaufenthalt sein – zu organisiert und zu viel Ablenkung. Überlege dir, was du auf einer längeren Reise gerne machen würdest. Willst du zum Beispiel nach Andalusien und Granada, Sevilla, Cordoba besuchen? Dann plane einen Städtetrip. Geht es mehr um das Naturerlebnis? Dann fahre in eine landschaftlich schöne Region in der Nähe, buche einen Ausflug oder mache eine Mehrtageswanderung.

Für die erste größere Reise lautet mein Rat: wähle ein Reiseziel, das du schon kennst. Das gibt Sicherheit, denn du weißt im Prinzip schon, was dich da erwartet. Mir hat es damals sehr geholfen, dass ich vorher schon mal in Costa Rica war. Und es muss ja keine Fernreise sein. Auch in Europa kommt man gut mit Fernbussen herum. Oder mit der Bahn – Interrail ist ja heute für alle möglich.

5. Das Reisekostenmonster im Griff behalten

Zuerst die schlechte Nachricht: alleine Reisen ist teurer. Ich schreibe extra nicht teuer, denn es gibt natürlich ein paar Möglichkeiten, die Kosten relativ klein zu halten. Trotzdem: Alles, was man sonst beispielsweise durch zwei teilt, wie Unterkunft oder Mietwagen, muss nun alleine bezahlt werden. Hier sind meine Tricks und Tipps, wie ich das Reisekostenmonster im Griff behalte:

  • In der Nebensaison reisen! Ja, aber das Wetter, werdet ihr jetzt einwenden. Die Hauptsaison ist meistens ja auch Hauptsaison, weil es dann am wärmsten und schönsten ist. Tja, dann ist es aber auch am vollsten und am teuersten. Und in der Nebensaison ist oft auch nur die Wahrscheinlichkeit höher, das es z.B. mehr regnet. Das heißt noch gar nichts. Ich rate euch, kurz vor oder kurz nach der Hauptsaison zu reisen. Dann ist das Wetter häufig schon/noch ganz beständig, die Zimmerpreise sind niedriger und Einzelreisende müssen für ein Doppelzimmer meistens nicht mehr den vollen Preis zahlen. Ein großer Vorteil, denn oft gibt es gar keine Einzelzimmer. Auch Mietwagen sind dann oft günstiger zu haben.
  • In Guesthouses und Hostels übernachten! Hier gibt es nicht nur die günstigsten Preise, sondern gleich auch (Familien-)Anschluss. In den Guesthouses gibt es meistens morgens Frühstück am großen Tisch, da kommen die Gäste dann zusammen. Und die „Herbergseltern“ stehen oft genug mit Rat und Tat zur Seite. In Hostels kommt ein bunt gemischtes Publikum zusammen. Meistens sehr junge Leute, die supergünstig in Schlafsälen und Mehrbettzimmern übernachten. Doch es gibt auch etwas gehobenere Varianten mit Doppel- und Einzelzimmern, die oft sogar ein eigenes Bad haben.
  • Ein Zelt mitnehmen! Zwei oder drei Wochen durch die Lande ziehen und dabei noch ein Zelt mitschleppen – das ist nicht jedermanns Sache. Meine auch nicht (mehr). Doch wenn ihr euch für einen Roadtrip entscheidet, ist das eine Überlegung wert. So könnt ihr nicht nur Geld sparen, sondern auch in der tollsten Umgebung übernachten. Ich habe das zum Beispiel in Kanada gemacht. Aber die ganze Ausrüstung wiegt doch so viel und kostet ein Vermögen, werdet ihr jetzt einwenden. Ja, das kann, aber muss nicht sein. Hier das, was ich dabei hatte:
    • ein Zweipersonen-Zelt der Marke Grand Canyon. Gewicht: 3 Kilo. Dafür hatte ich keine 50 Euro bezahlt. Aber darin habe ich ein fieses Unwetter völlig unbeschadet überstanden, das die ganze Nacht gedauert hat. Das Zelt und ich sind immer noch zusammen 😉
    • ein hochwertiger Schlafsack (Komfortbereich +10°C), den ich für ca. 70 Euro im Sale gekauft hatte.
    • eine aufblasbare Isomatte für ca. 50 Euro

Das macht zusammen 170 Euro. Und inklusive Heringe ca. 6 Kilo zusätzliches Gewicht, wenn ich noch mein Fleece-Inlet für kältere Nächte dabei habe. Natürlich kommt noch ein bisschen Kleinkram dazu: ein einfacher Esbit-Kocher (Esbit-Tabletten vor Ort kaufen!), für Kaffee, Tee oder eine Tütensuppe. Jeweils ein Topf, Becher und Teller sowie ein Besteck. Eine Lampe, die gleichzeitig Innenbeleuchtung und Taschenlampe ist. Aber das nimmt wenig Platz weg und wiegt kaum was.

Zelten in Kanada Grasslands Nationalpark

Klein aber mein – das Minizelt sorgt bei anderen immer mal wieder für Erheiterung…

6. Gute Vorbereitung ist alles

Wissen ist Macht! Auch wenn ich manchmal recht kurzfristig starte (zwischen der Entscheidung Argentinien zu besuchen und der Abreise lagen mal keine zwei Wochen), bin ich immer gut vorbereitet. Dazu schwöre ich ganz altmodisch auf die guten alten Reiseführer. Nichts gegen das Internet, das nutze ich ebenfalls ausgiebig. Doch wenn ich wirklich etwas über Land und Leute, über Sicherheit, Do’s & Don’ts, Unterkünfte, öffentliche Verkehrsmittel usw. wissen will, greife ich immer noch zu den dicken Wälzern. Und dann gleich zu mehreren. Die kaufe ich natürlich nicht alle. Mein Tipp sind die öffentlichen Bücherhallen – ein wahrer Fundus an Informationen. Und doch: wenn ich drei oder vier Wochen mit dem Rucksack unterwegs bin, habe ich oft zwei verschiedene Reiseführer dabei. Hier sind meine Favoriten für Leute, die auf eigene Faust reisen (Reihenfolge ohne Wertung):

  • Lonely Planet
  • Reise Know-How
  • Michael Müller
  • Stefan Loose
  • Iwanowski

Die Qualität der Reiseführer schwankt von Ziel zu Ziel. Deshalb greife ich nie automatisch zu einem bestimmten Verlag, sondern vergleiche jedes Mal neu (s. Tipp Bücherhallen): Gibt es genügend und verlässliche Informationen zu Transport und Verkehrsverbindungen? Kann ich herausfinden, wie ich am besten von A nach B komme? Gibt es ausreichende Tipps zu den Unterkünften? Werden Sehenswürdigkeiten und Highlights gut beschrieben? Gilt das auch für „Nebenschauplätze“? Werden auch kritische Punkte und Probleme behandelt? Sind die Infos aktuell und stimmen die Internetadressen (hier mache ich Stichproben)?

Die Reiseführer sind alle etwas unterschiedlich aufgebaut, da müsst ihr schauen, womit ihr am besten klarkommt. Bei mir läuft es meistens auf eine Lonely Planet/Reise Know-How-Kombination heraus, da ich an diese einfach seit Jahren gewöhnt bin.

Und noch etwas gehört für mich zu einer guten Vorbereitung: Sprachkenntnisse. Recht gutes Englisch ist ein unbedingtes Muss für eine gelungene Reise, wenn man alleine unterwegs ist. Das ist nun mal die Sprache der Traveller. Noch besser sind zumindest rudimentäre Kenntnisse der Landessprache. Gut, bei manchen (z.B. den asiatischen) ist das schon recht schwierig. Doch wer zum Beispiel in Lateinamerika oder in Spanien unterwegs ist, dem möchte ich dringend dazu raten, etwas Spanisch zu lernen. Das öffnet nicht nur Türen, sondern manchmal auch Herzen. Ok, das musste jetzt sein. Aber im Ernst: es wird dort sehr honoriert, wenn ihr zumindest versucht, etwas Spanisch zu sprechen.

7. Die alleinreisende Reisekasse

Es ist mir schon passiert: ein Geldautomat hat meine Karte geschrottet. War danach nicht mehr zu gebrauchen. Mein größter Horror auf Reisen ist wirklich, mal alleine ohne Geld dazustehen. Deshalb bin ich immer bestens ausgestattet. Ein bisschen Bargeld, zwei Kreditkarten, eine EC-Karte und – die Postbank-Sparcard.

Auf die schwöre ich. Wenn ich das erzähle, sorgt das häufig für ziemliches Amüsement. Damit kann ich zwar nicht bezahlen, aber weltweit an allen Automaten mit Visa-Zeichen günstig Geld abheben. Ich bin eben ein Kind des Postsparbuchs, mit dem man vor Äonen zum Beispiel in Spanien, Italien oder Jugoslawien (!) zur dortigen Post gegangen ist, sich in allzu oft sehr lange Schlangen eingereiht und Geld abgehoben hat. Irgendwie bin ich dabei geblieben und reise jetzt eben mit der Sparcard.

Zuhause habe ich ein blaues Sparschwein, in dem ich ganz altmodisch Münzen sammele, von 10 Cent bis zu einem Euro. Habe ich genug zusammen, lasse ich die von meiner Mutter rollen (ich kann das einfach wirklich nicht, das endet regelmäßig in einer Katastrophe, bei der ich irgendwann durch die Wohnung krieche, um die Münzen wieder einzusammeln). Und dann bringe ich die Rollen auf mein „Postsparbuch“ und freue mich darüber, wie meine Reisekasse langsam wächst.

Unterwegs verteile ich meine ganzen Kärtchen im Gepäck. Manchmal an so absurden Stellen, dass ich sie selbst nicht mehr wiederfinde. Das hat schon mal zu einer kleinen Panikattacke geführt. Doch insgesamt gibt mir das ein Gefühl von Sicherheit. Dass ich im Falle eines Falles noch Plan B, C und D habe.

Das sind meine Tipps und Gedanken für heute. Es gibt natürlich noch viel mehr zu sagen, deshalb:

Habt ihr noch Fragen zum Alleinreisen?

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