Wenn Liebe tötet oder Wie ich mit meiner Tierliebe zur Mordkomplizin wurde

Das grausame Geschäft mit den Löwenbabys ©Regina Fischer-Cohen

Löwenbabys – so niedlich! So grausam ihr Schicksal! ©Regina Fischer-Cohen

Oh menno, sind die niiiedlich! Will ich sofort mit kuscheln und spielen. Und ein Selfie mit den kleinen Fellknäueln muss auf jeden Fall sein.  Hand aufs Herz! – geht´s euch beim Anblick dieser Löwenbabys  nicht genauso? Das trifft einen doch mitten ins Herz.

Ich war schon als Kind total tiervernarrt. Hätte am liebsten alles, was im Zoo eingesperrt war, direkt bei mir einquartiert. Für einen eigenen Hund oder eine Katze hätte ich mein Leben gegeben. Doch meine Eltern wollten einfach nicht. Weder, dass ich mein Leben hergebe, logisch! – noch wollten sie Hund oder Katze oder überhaupt ein Tier. Wegen der jahrelangen Verantwortung und so, haben sie gesagt. Was ja durchaus vernünftig erscheint. Jedenfalls für Erwachsene. Als Kind heulst du bittere Tränen. Resigniert habe ich mich damals in abenteuerliche Tagträume geflüchtet. Bin mit Mogli und Balu durch den Dschungel gestreift und mit TV-Delfin Flipper im Meer umher geschwommen, oder ich habe mich voller Liebe an Clarence geschmiegt, den schielenden Löwen aus der Daktari-Serie. Wenn ich erst mal groß wäre – so hatte ich mir geschworen –  würde ich all meine tierischen Helden in ihrer Heimat besuchen und ganz real mit ihnen schmusen.

Kinderträume: ein Elefant als Spielgefährte

Mein Kindheitstraum: ein Tier als Spielgefährte, aber mehr als ein aufblasbarer Elefant und diverse Stofftiere waren nicht drin (Übrigens: JA, es gab damals schon Farbfilme ;-), aber Papa war nun mal leidenschaftlicher Hobbyfotograf mit eigenem s/w Labor ;-))

Mein geplatztes Rendezvous mit Flipper

Das Problem: Ein Flugticket in die weite Welt kostete in jenen Tagen noch ein kleines Vermögen. Aber ich hatte einen Plan. Und als ich mit knapp zweiundzwanzig Jahren eine Buchung für ein Foto-Shooting auf den Florida Keys bekam, war klar, dass ich nun endlich mit den Kumpels von Flipper schwimmen würde. Wer sollte mich jetzt noch stoppen? Nun, der Zufall, der unser aller Leben steuert,  hat mir auf dem Hinflug Jessica an die Seite gesetzt. Sie war in meinem Alter, studierte in den USA Meeresbiologie und jobbte nebenbei  als Tierpflegerin in einem der zahlreichen Marineparks vor Ort. Und als Forscherin, die sie einmal werden sollte, war sie ihrer Zeit ziemlich weit voraus. Denn Jessica erzählte mir etwas von traurigen Delfinen und Orkas. Sie glaubte, dass die hochentwickelten sozialen Meeressäuger in der Gefangenschaft vereinsamten und unter lebensbedrohlichem Stress litten.

Orkas - Highlight vieler Marinepark-Shows ©Regina Fischer-Cohen

Orkas als Highlight in den Marinepark-Shows. Vergnüglich für die Zuschauer – leidvoll für die Tiere ©Regina Fischer-Cohen

Die Bucht – ein Oscar-prämierter Dokumentarfilm. Vergessen?

Gefangen!? Eingesperrt!? Huch, ähhh…, darüber – ich muss es zu meiner Schande gestehen, hatte ich bis zu dem Zeitpunkt nie richtig nachgedacht. So etwas wurde in jenen Tagen nicht groß in der Öffentlichkeit thematisiert. Geschweige denn, dass Otto Normalbürger gewusst hätte, wie bestialisch das Einfangen abläuft.  Dass es in der japanischen Taiji Bucht alljährlich mit einem blutigen Gemetzel einhergeht, bei dem  Hunderte Delfine mit Speeren und Messern abgeschlachtet werden, wurde erst 2009 durch den Oscar-prämierten Dokumentarfilm »Die Bucht« (Originaltitel: The Cove) bekannt. Geändert hat sich danach allerdings auch nicht viel. Das grausige Blutbad, bei dem nur die prachtvollsten Tiere für die Becken der Marineparks und Zoos herausgefischt werden, findet bis heute statt. Unfassbar! Mir reichten damals allein schon Jessicas verstörende Schilderungen, um mein Rendezvous mit Flipper platzen zu lassen. Nicht nur das. Meine Wahrnehmung hatte sich verändert. Das Thema »Tiere in Gefangenschaft« ließ mich nicht mehr los.

Dolphin drive live

Gepostet von Sea Shepherd Cove Guardians am Dienstag, 18. Oktober 2016

Gottseidank gibt es Organisationen wie Sea Shepherd Cove Guardians, die für die Tiere kämpfen.

Urlaub im Dschungelbuch

Ein paar Monate später in Indien. »Komm! Wir gehen mit den Elefanten baden«, sagte Mogli. Könnte auch  sein, dass der junge Mann anders hieß. Egal. Ich war mittendrin, in meinem heißgeliebten Dschungelbuch. Sieben Elefanten, vom Baby bis zum Halbstarken, warteten artig darauf, dass wir sie in den nahegelegenen Fluss führen würden. Jedes der Tiere hatte eine traurige Geschichte hinter sich, wie Mogli, ihr Pfleger, mir  erklärte. Es waren vorwiegend Waisen, die in diesem Elefanten-Camp ein neues Zuhause gefunden hatten. Einige hatte man aus den Schlingen von Wilderern befreit, andere sind mit Schusswunden aufgenommen worden.  Hier wurden sie nun von Menschen aufgepäppelt, die sie liebten. So dachte ich beruhigt. Heutzutage wäre ich mir da nicht mehr sicher. »Diese Camps sind ein Riesengeschäft geworden. Vor allem in Thailand. Oft werden Elefantenkälber speziell dafür in der Wildnis eingefangen, und nicht selten werden die erwachsenen Tiere dabei getötet«, erfuhr ich später von dem mehrfach ausgezeichneten südafrikanischen Tier- und Umweltschützer Lawrence Anthony, der 2012 leider viel zu früh verstorben ist.

Wie fesselt man 7,5 Tonnen Lebendgewicht mit einem Fußkettchen?

Here's The Truth Behind Your Elephant Ride

Here's why you should never ride an elephant — especially if you love them 🐘😢

Posted by Dodo Impact on Donnerstag, 20. April 2017

»Ein ausgewachsener Elefant kann bis zu 7,5 Tonnen wiegen. Glaubst du wirklich, dass du so einen Koloss mit einer Kette am Fußgelenk gefangen halten kannst oder ihn mit einer Gerte zum Reiten bewegst?« hatte Lawrence mich gefragt. Ähm…, kurze Überlegung:  Nein, natürlich nicht! Klar, dass das nur funktionieren kann, wenn man den Willen eines Tieres bereits in ganz jungen Jahren bricht. Was in der Regel nicht mit Samthandschuhen geschieht. Und mit dieser Erkenntnis habe ich dann auch meinen Traum vom Ritt auf einem Elefanten ganz schnell begraben. Dabei sollte die für mich schlimmste Lektion erst noch erfolgen. Ich liebe Südafrika. Das muss an dieser Stelle unbedingt noch einmal gesagt werden. Es ist das Land, das ich am intensivsten bereist habe, und eine unstillbare Sehnsucht zieht mich immer wieder dorthin. Aber die Ironie des Schicksals wollte es, dass ich ausgerechnet dort meinen kindlich-naiven Glauben an die Menschheit verloren habe.

Löwenbabys sind keine Kuscheltiere

Löwenmama mit Jungen

Kuscheln erlaubt! – aber nicht für Touristen. Die dürfen zuschauen und still genießen ©Regina Fischer-Cohen

Eine Modeproduktion hatte mich in ein luxuriöses Wildcamp geführt. Das heißt, ich selbst hatte alles drangesetzt, dass wir dort gelandet sind. Weil es da jede Menge kleiner Löwen gab, die man auf den Arm nehmen und streicheln durfte. Darunter waren sogar die seltenen weißen. Was für ein Fotomotiv! Okay – Nebensache. ICH wollte die Löwenbabys streicheln. Klein-Regy im Glück. Da alles so traumhaft war, entschied ich mich spontan, privat noch vier Tage länger zu bleiben. Genau einen Tag zu viel, denn am letzten Morgen fehlten die Halbstarken im Rudel. »Keine Sorge! Sie sind zu groß für den Umgang mit Menschen geworden. Wir haben sie in einem wunderschönen Reservat in der Nähe untergebracht«, beschwichtigte mich der Ressortmanager. Wirklich??? Ähm… schnell mal wieder kurz nachgedacht: Wie viele Ressorts, Wildreservate oder Zoos gibt es auf der Welt? Und wie viele sind auf der Suche nach halbstarken Löwen? Wer kann sich ein Tier leisten, das bis zu 70kg Fleisch pro Woche frisst? Antwort: Ein Großwildjäger! Heutzutage weiß eigentlich jeder Tourist, dass Streichellöwen fast immer an Jagdfarmen verkauft werden, wo sie dann in engen Käfigen auf ihr Ende als Jagdtrophäen warten müssen. Doch der Gedanke daran wird gern verdrängt, wenn man im Urlaub wieder auf süße Tierbabysl trifft, die man streicheln darf.

Das Video von The Dodo  bietet einen Leitfaden fürs Urlaubsvergnügen ohne Karma-Schaden (-:

5 Things You Should Never Do On Vacation In Asia

Here's what tourists shouldn't do when traveling in Asia — the animals will thank you!

Gepostet von The Dodo am Donnerstag, 22. Juni 2017

 

Ich will hier keinen Shit-Storm starten, nenne deshalb auch keine Namen und zeige keine Fotos von dem Camp. Es ist ohnehin nur eines von zigtausenden. Großwildjagd ist in Südafrika und in zahlreichen anderen Ländern völlig legal. Genauso verhält es sich mit den sogenannten Zulieferfarmen, die besonders seltene und schöne Tiere als Jagdtrophäen züchten.  Was Menschen dazu bewegt, ein Lebewesen – ganz gleich welcher Art – aus Spaß oder reiner Profitgier zu töten, werde ich allerdings nie verstehen.

Tierisches Vergnügen – wer wünscht sich das nicht im Urlaub? Doch alles hat seine Grenzen. Großwildjagd ist ein perverses Vergnügen. Früher mag das Töten eines Löwen noch als Mutprobe für künftige Könige und Krieger von Bedeutung gewesen sein. Großwildjagd heute ist so, als würde man sich anschleichen, um einen Hamster im Käfig zu erschießen. Absolut unethisch! Da wünschte man sich, die Tiere könnten sich rächen… wie in der herrlichen Karikatur von Rose Rigden´s.

Großwildjagd mal aus tierischer Sicht

Ja, schade! Der Biss stört wirklich etwas auf der Haut © Rose Rigden`s WILDSIDE_ Foot Loose Enterprise

Was meint ihr? Wie steht ihr zu dem Thema?

 

 

 

 

 

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